Kristines Geschichte

Begründung warum meine leiblichen Eltern mich zur Adoption freigegeben haben.

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Im Oktober 1967 erblickte ich das Licht der Welt. Meine Mutter, war zu dem Zeitpunkt noch nicht mit meinem Vater verheiratet (da er selber noch verheiratet war und 5 Kinder von drei verschiedenen Frauen hatte (jedenfalls lt. meiner Erinnerung), allerdings war er mit meiner Mutter schon seit mehreren Jahren zusammen) außerdem lebte sie mehr als in ärmlichen Verhältnissen und sie hatte von meinem Vater noch ein Kind (geboren 1964), das zu dem Zeitpunkt meiner Geburt im Pflegeheim lebte, deshalb gab sie mich direkt nach der Geburt schweren Herzens zur Adoption frei. Dieses klingt für mich alles durchaus logisch, gerade in den 60ziger Jahren, wurde eine Frau mit einem unehlichen Kind schon dumm angeschaut und jetzt noch das Zweite ohne großartigem Einkommen, dieses ist für mich alles durchaus nachvollziebar. Dann muß man ihr noch zu Gute halten, daß sie sich genaustens nach den zukünftigen Eltern informiert hat und mich nicht an jede Familie gegeben hätte.

Mein Leben als Adoptivkind
Im Januar 1968 kam dann der große Tag, meine Adoptiveltern und meine Adoptivschwester konnten mich aus dem Kinderheim abholen. Da mein Adoptivvater durch eine Kinderkrankheit zeugungsunfähig wurde, haben sie sich zu dem Schritt der Adoption entschlossen. Meine Schwester hatten sie drei Jahre zuvor adoptiert.

Ich bin von Anfang an von meinen Eltern (ich nenne sie ab hier nicht mehr Adoptiveltern, da sie ja meine nun meine wirklichen Eltern sind) nicht im Unklaren über meine Herkunft gelassen worden (sie haben mir auch sämtliche Informationen zur Verfügung gestellt, die sie selber über meine leiblichen Mutter hatten). Meine Eltern hatten sich nicht irgendwann mal einen Tag ausgesucht um mir zu erklären: "Kristine wir müssen dir was sagen, wir sind gar nicht deine richtigen Eltern". Dadurch hatte ich natürlich auch nie gefragt, warum die Frau vom Jugendamt, die ersten Jahre - bis das Pflegschaftverhältnis in die Adoption übergegangen ist, uns regelmäßig besucht hatte und sich um mich gekümmert und ausgefragt hat (meine Mutter sagt, daß diese Frau aber ausgerechnet immer an den Tagen vorbei kommen mußte, wo sie Waschtag hatte - da sie zu dem Zeitpunkt noch keine Waschmaschine hatte, sah es also recht chaotisch aus). Außerdem gab es da noch so ein Erlebnis, der Sohn von den Freunden meiner Eltern hatte mir irgendwann bei einem gemeinsamen Urlaub als wir am Strand gespielt hatten (ich war 5), gesagt: "Kristine, daß sind aber gar nicht deine richtigen Eltern". Wenn ich nun nicht darüber aufgeklärt worden wäre, wäre dies wohl ein großer Schock für mich gewesen, so habe ich dieses gelassen aufgenommen. Ich habe irgendwie auch nie darunter gelitten, daß ich adoptiert worden bin, ich fand das immer spannend und machte mir so meine Vorstellungen von meiner Mutter - einmal war sie Russin, das andere mal war sie reich und wunderschön. Meine Schwester hat glaube ich immer mehr darunter gelitten, sie mochte es nicht und wurde richtig böse, wenn ich das irgendwelchen Leuten erzählt habe, daß wir adoptiert sind.

Ich hatte eine glückliche Kindheit, meine Eltern haben mir nie das Gefühl gegeben, nicht ihr eigenes leibliches Kind zu sein. Eines hat mich aber irgendwie nie losgelassen, daß ich einen leiblichen älteren Bruder habe. Welches Mädchen wünscht sich nicht einen größeren Bruder und wenn es nur darum ging zu sagen: "Laß mich in Ruhe, sonst hole ich meinen großen Bruder" und so fing ich an, wenn meine Eltern nich da waren, in meine Adoptionspapieren zu wühlen. Dann hatte ich den Nachnamen und den Vornamen meiner Mutter, ich ließ kein Telefonbuch aus und wühlte danach, ganz Deutschland wurde abgegrast. Doch nirgends fand ich einen Hinweis. Jahre später, nach dem das Zeitalter der PCs angebrochen war und ich einen Job hatte, began ich durch die "D-Info-Telefonauskunf"-Software alles anzutelefonieren, was den selben Nachnamen wie meine Mutter trug, es war hoffnungslos, keiner konnte mir helfen, keiner kannte diese Frau, keiner war mit dieser Frau verwandt!

Wie ich meine Mutter dann doch gefunden habe
Und dann kam dann der Tag, wo ich zum Adoptionsamt ging, inzwischen war ich verheiratet und hatte mein eigenes Kind. Ich rief vorerst beim Adoptionsamt an, gab dort einige Daten über meine Mutter und mich durch und bekam dann einen Termin zu einem persönlichen Gespräch. Die Frau vom Adoptionsamt, die für meinem "Buchstaben" zuständig war, wollte alles über mich wissen und welche Absichten ich mit dem Auffinden meiner Mutter hätte. Ich erzählte ihr, daß ich meiner Mutter keine Vorwürfe machen wolle und keine finanziellen Interesse ihr gegenüber hätte, sondern einfach nur neugierig bin, wer mich zur Welt gebracht hatte und was mein Bruder macht. Da sie ja nun wußte, wen ich suche, hatte sie einige neue Informationen im voraus für mich zusammengestellt. Meine leiblichen Eltern hatten 1970 geheiratet und mein Bruder wurde noch im Dezember 1967 aus dem Pflegeheim von meiner Mutter geholt. Nun war ich natürlich richtig neugierig, ich hatte also zwei komplette Familien. Die Dame vom Adoptionsamt hat mir die Möglichkeit gegeben, meiner Mutter einen Brief zu schreiben und das Adoptionsamt würde ihn dann weiterleiten (sowie sie die Adresse herausgefunden hatten - wegen dem Datenschutz, dürften sie mir die Adresse aber nicht geben). Der Anruf kam dann und ich schrieb meiner leiblichen Mutter einen Brief. Ich war wahnsinnig aufgeregt und überlegte mir meine Worte genau und fing mehr als einmal von vorne an. Kurz, knapp, freundschaftlich - eine kurze Abhandlung über mein Leben und das sie ja nun Oma sei, so in etwa sah der Brief nun aus. Der Brief wurde abgeschickt und dann passierte erstmal 3 Monate lang gar nichts. Inzwischen wußte ich ja nun, daß meine leiblichen Eltern geheiratet hatten und dieses erklärte mir natürlich jetzt auch, daß ich unter dem Nachnamen meiner leiblichen Mutter nie etwas gefunden habe. Ich suchte widerrum in der D-Info-Software, diesmal nach dem anderen Namen also dem meines Vaters. Ich fing wieder an, alle rebellisch zu machen, ich telefonierte von Bad Tölz bis nach Flensburg aber wieder Fehlanzeige. Bei einer Nummer allerdings, habe ich niemanden erreicht, auch bei mehreren Versuchen, es blieb ergebnislos.

Der Anruf vom Adoptionsamt nach 3 Monaten, war mehr als niederschmetternd: "Also Ihre Mutter hat sich gemeldet, war natürlich neugierig wie Sie aussehen, aber sie will kein Treffen, jetzt noch nicht, da sie zwei Todesfälle in der Familie hat". Bumps, da waren alle meine Hoffnungen vorbei. Ich hörte auch nie wieder was vom Adoptionsamt, noch hat sich meine Mutter mit mir, in irgendeiner Art und Weise in Verbindung gesetzt.

Inzwischen hatte ich, es war im September 1997, meinen eigenen Computer und sah mich eines schönen abends vor dem Rechner sitzen, einer inneren Stimme folgend, und suchte die eine Telefonnumer über die D-Info-Software heraus, wo ich noch nie jemanden erreicht hatte und wählte die Nummer.

Meine leibliche Familie
Es wurde auf der anderen Seite abgenommen und eine merklich vertraute Frauenstimme meldetet sich mit ihren Namen. Ich wußte sofort, daß es meine Mutter ist. Ich fragte nach Ihrem ganzen Namen und sie fragte warum ich es wissen will, dann gab ich mich zu erkennen und sagte: "Hier ist Deine Tochter". Am anderen Ende passierte erstmal gar nichts. Ich dachte schon meine leibliche Mutter wäre in Ohnmacht gefallen, nach dem ich dann aber ein "hallo?" von mir gab, sagte sie "kann ich Dich am Montag zurückrufen, heute ist es schlecht und ich habe außerdem Besuch?" Ich sage natürlich ja und gab ihr meine Telefonnummer. Ich war mir nicht sicher, ob Sie zurückrufen würde, doch sie tat es. Am Montagabend hatten wir dann eine Stunde miteinander telefoniert und es war ein sehr trauriges Gespräch: Sie erzählte mir, daß mein Vater und mein Bruder tot wären und ich ausgerechnet am 7. Todestages meines Vaters bei meiner Mutter angerufen habe (wenn ich daran denke - bekomme ich immer noch eine Gänsehaut), innerhalb von einem halben Jahr wären sie gestorben, mein Vater an Krebs und mein Bruder bei einem Unfall (es war grausam alle meine Hoffnungen waren innerhalb von 2 Minuten zerstört). Weiter erzählte sie mir von dem tristen Leben in Spar- und Strebsamkeit (mein Vater mußte ja noch Unterhalt für die anderen 4 Kinder bezahlen) aber ein Leben voller Liebe und Harmonie. Mein Bruder hat nie irgendetwas bekommen und sie sind nie in Urlaub gefahren. Erst kurz vor dem Tod meines Vaters konnten sie sich den ersten Urlaub leisten. Meine Mutter hörte sich total verbittert hat, sie kann den Tod nicht verkraften. Sie sagte, daß wäre die Strafe dafür, daß sie mich zur Adoption freigegeben hätten. Irgendwie hatte ich auch so das Gefühl, sie fühlt sich in dieser Selbstmitleid-Rolle ziemlich wohl. Kurz vor dem seinem Tod soll mein Vater gesagt haben, daß sie mich irgendwann wiedersehen werden. Meine Mutter erzählte von ihrem Leben und ich von meinem. Der Abschluß des Gespräches war so, wir versprachen uns gegenseitig Fotos von uns zuschicken, sie will aber kein Treffen.

Das Ende
Am nächsten Tag fuhr ich zum Friedhof, wo mein Bruder und mein Vater beerdigt waren und nahm für jeden eine rote Rose mit (mit viel Herumtelefoniererei habe ich den Friedhof und die Grabnummer herausgefunden). Dort auf dem Grab stand ein Strauß mit roten Rosen. Die waren von meiner Mutter. Es war komisches Gefühl, ein trauriges Gefühl. Ich nahm Abschied von jemanden den ich nicht kannte und eigentlich auch gerade erst gefunden habe und doch gehörte ich zu denen - irgendwie. Dort standen die Namen, die mir so vertraut waren, dort auf dem Grabstein. Ein Gefühl, daß in mir hoch kam, kann man nicht beschreiben, Leere, absolute Leere. Und dann der Strauß, den hatte meine Mutter angefaßt, dort hingestellt.

Vom Friedhof, ich verweilte wohl gut eine Stunde dort, fuhr ich zu der Wohnung meiner Mutter, habe aber nicht geklingelt sondern nur geschaut. Dann bin ich nach Hause gefahren.

Ich weiß nicht ob ich dieses Erlebnis bis heute verarbeitet habe aber ich schreibe darüber und bin wohl auf dem Weg der Besserung.

Nach einem Monat schickte ich meiner leiblichen Mutter ein Foto von meinem Sohn und mir und wartete, daß von ihr auch was kommt, doch es kam nichts. Im März 1998 rief ich sie an. Sie sagte, sie wolle nichts mehr mit mir zu tun haben und außerdem was vorbei wäre, ist vorbei. Ich schrieb ihr noch, doch ich bekam keine Antwort. Ich rief sie im Juni 1998 das letzte Mal an. Sie war unfreundlich zu mir und würgte mich ab. Das war das letzte, was ich von meiner leiblichen Familie gehört habe. Meine Mutter hat noch Kontakt zu dreien Ihrer Stiefkinder - dieses sind meine Halbgeschwister, sie bat mich, keinen Kontakt mit denen aufzunehmen, ich bin mir da aber gar nicht so sicher ob ich es nicht doch machen sollte....

April 2001:
Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen. Als erstes möchte ich mich bei allen denen bedanken, die mir ihre Emails zukommen lassen haben, ob postiv ob negativ spielt hier im Moment keine Rolle, dass sie sich meiner Geschichte angenommen haben, darum geht es. Vielen lieben Dank dafür. Ich habe sie zur Kenntnis genommen und versuche das beste daraus für mich zu ziehen.

Ich hatte seit März 1998 noch 3 x telefonisch Kontakt mit meiner Mutter, sie war sogar fast soweit, dass sie bei meinen Adoptiv-Eltern anrufen wollte, nicht um sich zu beschweren, sondern um sich auszutauschen, dieses hatte ich dann aber nicht zugelassen, da meine Adoptiv-Eltern zu dem Zeitpunkt gar nichts von dem Kontakt zu meiner leiblichen Mutter wussten. Meine leibliche Mutter habe ich nun das letzte Mal im August 2000 telefonisch gesprochen, sie weiss aber über die wichtigen Dinge, die mit meiner "Familie" passieren immer bescheid, ich schreibe ihr nämlich, allerdings unregelmässig. Allerdings habe ich noch nie was zurückbekommen. Kein Lebenszeichen, kein Weihnachtsgruß, keine Kondolenzkarte auf die Mitteilung, dass mein Adoptivvater im März 2001 verstorben ist, dabei hatte sie mir im August 2000 noch sehr viel Mut gemacht, nach dem ich ihr von der schweren Krankheit meines Vaters berichtet habe.

Ich muss es jetzt wohl endgültig akzeptieren, dass sie mit mir abgeschlossen hat aber solange sie sich nicht meldet und mich bittet, aufzuhören, sie anzuschreiben, werde ich dieses weiterhin machen, vielleicht - ja ganz vielleicht meldet sie sich ja doch noch mal und an diesen Strohhalm halte ich fest.

03. September 2001:
Es gibt Neuigkeiten!
Seit letzter Woche habe ich Kontakt zu Freunden meines leider nicht mehr lebenden Bruders. Umso mehr ich über ihn erfahre, ist es wirklich mehr als traurig (finde eigentlich gar kein richtiges Wort dafür), dass wir uns nie kennenlernen durften. Aber um so schöner ist es, dass mein Bruder langsam Charakterzüge erhält und nicht mehr aus lauter Fragezeichen besteht. Seit 1997 weiss ich nun, dass er tötlich verunglückt ist, meine leibliche Mutter hat leider nie etwas über ihn erzählt, ausser das er nicht mehr lebt und was er von Beruf war. Einige Dinge, die ich nun von ihm erfahren habe, hatte ich mir bereits gedacht bzw. zusammengereimt und ich muss sagen, ich bin stolz (ist das zu anmaßend?), dass ich so einen Bruder haben durfte.

Kontakt konnte ich mit den ersten Freunden und Schulfreunden aufnehmen, da ich mich einfach ins Gästebuch auf der Stadtinternetseite seines letzten mir bekannten Wohnortes eingetragen habe und direkt dort nach ihm gefragt habe......und es kamen prompt 2 Nachrichten. Nun bin ich ganz gespannt die Freunde meines Bruders persönlich kennenzulernen (Telefon- und Email-Kontakt ist bereits vorhanden) und Fotos von ihnen und auch meinem Bruder zu sehen, die mir zugeschickt werden.

Den Kontakt zu meiner leiblichen Mutter hatte ich Ende August ebenfalls noch einmal telefonisch hergestellt, sie bleibt aber auf ihrem Standpunkt. Allerdings kann ich sie jetzt besser verstehen, da dass was sie mir über "ihre" Familie erzählt hat, doch nicht alles so rosig aussieht und sie selber mit einige Dingen nicht zurecht kommt. Vielleicht ist aber das ich über vieles jetzt bescheid weiss, ein guter Versuch noch mal von vorne anzufangen!? Wir werden sehen.

08. November 2001:
Ich habe meinen Halbbruder vor einer Woche ausfindig gemacht.
Tja, also eigentlich hatte ich mit der Suche nach meinen Halbgeschwistern schon aufgehört, ich hatte ja nun von meinem leiblichen Bruder Fotos - aber ich hatte irgendwie sowas wie eine innere Ruhe, nach dem ich Fotos und Informationen hatte, meine leibliche Mutter habe ich noch davon unterrichtet, dass ich von Martin (so hiess mein Bruder) einiges weiss und habe mit einer schönen Postkarte, den Kontakt zu ihr abgebrochen. Woran ich aber nicht mehr gedacht hatte, war, dass ich vor Monaten mal beim Amtsgericht, wo die Sterbeurkunde bzw. Erbschein liegt, meines leiblichen Vaters angefordert habe, dass ich ihn nicht bekomme war mir zu dem Zeitpunkt gar nicht klar, ich dachte einfach mal - alles versuchen um die Namen meiner anderen Geschwister ausfindig zu machen.

Nach ca. 3 Monaten also genau Montag vergangener Woche bekam ich dann vom dortigen Sachbearbeiter einen Anruf, der mich fragte, in wie weit ich überhaupt erbberichtigt sei und in welchem Verwandschaftsverhältnis ich überhaupt zu dem Verstorbenen stehe. Nach ein wenig Druckserei, erzählte ich ihm die ganze Sachlage und auch, dass meine leibliche Mutter, mir nicht den Namen meiner Halbgeschwister verrät, er drückte sein Unverständnis aus aber auch, sagte er mir klipp und klar, dass er mir die Namen nicht sagen, dürfte, dass es im schlimmsten Falle eine Strafanzeige für ihn mit sich führen könnte, na ja - ich tieftraurig - er merkte es und sagte: Tja Frau Peters tut mir ja leid aber ich kann nichts für Sie machen - aber ich sage nur eines ............... (nannte nur eine Stadt in Deutschland) und aufwiederhören" - Er legte auf und 10 Sekunden später hatte ich die Telefonnummer von meinem Bruder! ;-) Da war die Aufregung natürlich verdammt gross. Ich rief erst mal meinen Lebensgefährten an, schrieb ins Forum im Adoptionsclub, was ich jetzt machen sollte und dann bevor ich überhaupt ne Antwort erhalten habe, habe ich seine Frau angerufen, ich habe gesehen, dass er eine Firma hat - also konnte ich mir denken, dass zu Hause, wenn überhaupt jemand ist, seine Frau ist. Die hat sich erst mal auf den Allerwertesten gesetzt und mir kein Wort geglaubt - die kennen ja meine leibliche Mutter - obwohl mein Bruder ja nur ihr Stiefsohn ist - und haben sehr intensiven Kontakt zu ihr - na ja - nach 20 Minuten intensivem Einreden und dem Versprechen, dass ich ihr nachmittags alle Unterlagen rüberfaxe haben wir aufgelegt, ich machte die Unterlagen fertig und schickte diese rüber, sie hatte gesagt, sie spricht dann abends mit meinem Bruder, sowie er von der Firma kommt.

Abends klingelte das Telefon - ich hatte gerade Besuch von meinem Mentor (ich habe beim Startsocial-Projekt mit Adoption & Co. mitgemacht - www.startsocial.de - Ein Wettbewerb für ehrenamtliche Helfer ) und mein Bruder war dran. Hach Gott, was für eine Aufregung - ich konnte nun ja leider nicht lange telefonieren, aber ich versprach abends um 21.00 Uhr noch mal zurückzurufen, wenn meine Mentorin weg ist. Das tat ich dann auch. Wir hatten sehr lange miteinander telefoniert und beendeten das Gespräch, das mein Lebensgefährte und ich ihn am Mittwochabend besuchen kommen und bis Donnerstag bleiben (Donnerstag war bei uns Feiertag und mein Sohn war auf Klassenreise). Aber wie sollte es auch anders kommen, nach der ganzen Aufregung kam die Vernunft und eine Blasenentzündung. Wir sind jetzt so verblieben, dass wir zu ihm kommen, wenn wir das nächste freie Wochenende (voraussichtlich 3. Advent oder erst im Januar) haben.

Tja das war es soweit, mein Bruder und ich haben viele Gemeinsamkeiten - meine Halbschwester - seine Schwester weiss noch nichts von mir, dass verschieben wir jetzt um ein paar Wochen. Schlimmer wird es sein, dass mein Bruder, seine Frau und seine beiden Kinder mitte November zu meiner leiblichen Mutter fahren wollen, und ihr von mir berichten wollen und sie mir ja damals jeglichen Kontakt zu meinen Halbgeschwistern untersagt hat - aber dazu erfahre ich dann sicherlich mehr. Ich hatte meiner leiblichen Mutter jetzt noch mal zu ihrem Geburtstag noch eine Karte geschickt, nur dass sie im Moment weiss, ich bin nicht ganz aus ihrem Leben verschwunden und ich werde demnächst präsenter sein als jemals zuvor.

Kommentare hierzu bitte an folgende EMail-Adresse: info@adoptierte.de

 

Kommentare

Kommentar 20.04.2001:
Hallo Kris, ich hab gerade deine Geschichte gelesen und bin richtig wütend auf deine Mutter. Verstehe einfach nicht, wie sie sich verhält. Du willst ihr doch nichts tun!! ... Vermutlich mag sie nicht mehr an ihrem Gewissen rühren, hat Angst vor Wahrheiten, die sie vor sich selbst nicht eingestehen will. Keine Ahnung, aber etwas in der Richtung wird es wohl sein. Du kämpfst noch immer darum, von ihr wenigstens einen kleinen Zuneigungsbeweis zu bekommen, und ich kann das *sehr* gut nachvollziehen. Hätte ich vermutlich genauso gemacht. Aber ich denke, es ist für deinen eigenen Seelenfrieden besser, wenn du es lässt. Die Frau ist es nicht wert. Denk einfach daran, dass du eine schöne Kindheit bei deinen (Adoptiv-)ELTERN hattest, dass sie dich lieben und immer ehrlich mit dir waren. Das kann längst nicht jeder von seiner Kindheit sagen. Du hast es also gut getroffen, und es war ein Segen für dich, dass du nicht "zuhause" aufgewachsen bist. Deine leibliche Mutter halte ich nämlich für einen emotionalen Krüppel. Gut, dass du dem nicht ausgesetzt warst - in einer Zeit, wo es dich geprägt hätte. Wer weiß, ob du deinem Kind dann die Liebe geben könntest, wie du es jetzt sicher kannst. Hätte ein Teufelskreis werden können ... Schließ Frieden mit deinem Schicksal. Es ist gar nicht so schlecht. ;-) Ulrike

Kommentar 17.04.2001:
Liebe Frau Kristine! Ihre bewegende Geschichte, die ich im Internet gefunden habe, hat mich sehr berührt. Mit großer Bewunderung habe ich empfunden, mit wieviel Sachlichkeit Sie Ihre Situation darstellen, trotzdem ohne besondere Bitterkeit und auch nicht in Selbstmitleid gefangen. Wirklich großartig, wie Sie damit umgehen! Das Leben spielt manchmal ganz schöne Streiche und es stellt sich berechtigt die Frage: Warum gerade ich? Warum mußte gerade mir das so und nicht anders passieren? Sehr bewegend wie Sie schreiben, am Grab von Jemandem Abschied zu nehmen, den Sie noch gar nicht gekannt haben. Schade ist, daß Ihre leibiche Mutter nicht die Chance ergriffen hat, über Ihr Kind den Zugang zu Ihnen zu finden. In ihrer Rolle als Oma wäre das für sie vermutlich leichter gewesen, wie in der Rolle als Mutter. Es ist Ihnen von Herzen zu wünschen, daß Sie in Ihrer Beziehung zu Mann und Kind Heimat finden und sich wirklich angenommen fühlen. So wie schreiben, dürfte das für Sie zu realisieren sein. Wir sind eine Familie mit 2 Adoptivtöchtern im Alter von 19 und 17 Jahren. Regina die ältere Tochter ist nun seit 8 Monaten in Island als Au-pair und kommt in ca. 4 Wochen retour. Sie will sich mit ihrer Reunion noch nicht beschäftigen. Wir haben viel Glück miteinander gehabt und glauben, daß wir mit ihr einen sehr schönen Weg weitergehen können. Brigitte die Jüngere besucht im Moment eine Tourismusschule, wenn auch aufgrund ihres mangelnden Lerneifers mit mäßigem Erfolg. Wir hoffen, daß sie diesen Schulabschluß schafft. Im Sommer letzten Jahres hat sich ihr leiblicher Großvater via Jugendamt an uns gewandt, mit der Bitte um Informationen zum Kind. Wir haben das umfangreich in 3 Briefwechseln gemacht und unmittelbar vor Aufhebung der Anonymität haben wir selbst im Internet die Suche einer leiblichen Halbschwester nach Brigitte gefunden. Daraufhin haben wir Brigitte alle Informationen und die e-mail Adresse gegeben, worauf sie sofort per mail reagiert hat. Wir kennen uns nun untereinander Alle und konnten füreinander die inneren Antennen ausfahren. Es ist nun sehr schön das Wachsen der Beziehungen untereinander zu sehen, wobei wir als Adoptiv-eltern bei der Herkunftsmutter entsprechende Enwicklungsarbeit leisten können, bzw. müssen. Wir erleben an unserer Tochter, daß die Aufarbeitung auch dann eine umfangreiche Geschichte ist, wenn sie positiv verläuft. Wir wünschen Ihnen, daß Sie mit Ihrer Situation weiterhin so positiv, so human und offen, wie Sie es schriftlich dargestellt haben, umgehen können.
In Verbundenheit Fam. Margarethe und Franz-Karl Eggler mit Regina und Brigitte

Kommentar:
Liebe Kristine,
Ich wurde in 66 geboren als erstes Kind meiner leibl. Mutter und soweit ich heraus fand habe ich noch drei Halbschwestern. Als ich nach unendlichen Umwegen und Suchen an die Adresse meiner leibl. Mutter kam, wähnte ich mich unendlich glücklich, leider mußte auch ich erkennen, daß sie keinerlei Kontakt zu mir haben möchte.
Die Erkenntnis schmerzte mich sehr und ich kam mir zum zweiten Mal verraten vor. Obwohl sie zunächst über mein Auftauchen erfreut zu sein schien, schrie sie mich beim zweiten Kontakt an und machte mich für ihr ganzes Elend verantwortlich. Das tat damals unsagbar weh. Heute muß ich sagen, daß ich nun zu ihr auch keine innere Bindung mehr habe, so wie sie offenbar zu mir niemals eine Bindung besaß. Das bedeutet nicht, daß ich ihr etwas schlechtes Wünschen würde oder dergleichen, nein, ich habe erkannt, daß mein Leben viel zu kostbar und kurz ist eine Person verstehen und lieben zu wollen, die darauf keinerlei Wert legt. Ich wünsche Dir viel Glück in Deinem künftigen Leben und liebe Dein Kind, so sehr wie Du geliebt werden wolltest (Sie verstiess Dich schon einmal, nun ein zweites mal, laß es kein Drittes mal zu).
Mit lieben Gruß
Tanja Karina B.