Fraukes Geschichte

Ähnlich aber doch einzigartig.....

 

Mit Interesse habe ich die Adoptionsgeschichten gelesen und würde meine gerne den anderen hinzufügen. Irgendwie ähneln sich die Stories ja schon, aber in bißchen " Neues " ist doch bei jeder dabei.

Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt und wurde am 18.4.62 in Gelsenkirchen geboren.Schon nach einer Woche kam ich zu meinen Adoptiveltern - ich wurde eigentlich direkt in meine ( neue ) Familie hineingeboren.

An dieser Stelle möchte ich mich direkt von dem Begriff " Adoptiveltern " trennen ; es klingt mir zu bürokratisch und zu unpersönlich , waren es doch einfach meine Eltern. bei meinen Eltern hatte ich eine herrliche Kindheit , mit allen Höhen und Tiefen , die ein Kinderleben so ausmachen.Ich wuchs in absoluter Sicherheit und Geborgenheit auf .Meine Eltern plfegten den Kontakt zu vielen Freunden und Verwandten ,und allen war meine Adoption bekannt - auch den Nachbarn - nur mir nicht ! Ich war 21 Jahre alt,als mein Vater starb.Es war für mich eine mittelschwere Katastrophe und der erste massive Einschnitt in eine total heile Welt.Mittlerweile war ich von zuhause ausgezogen und studierte in Münster.meine Mutter und ich erarbeiteten uns ein inniges Verhältnis und verbrachten in den Semesterferien herrliche " Weiberabende " und halfen uns so gegenseitig über den Verlust des Vaters und Ehemannes hinweg.Und dann kam der Abend,an dem meine Mutter ihre " Beichte " abgelegt hat.( ich muß immer noch schmunzeln,wenn ich an diese Situation denke ).Ich war also 25 Jahre alt,als meine Mutter mir eröffnete, nicht meine leibliche Mutter zu sein.

Sie tat das auf eine so liebenswerte Art,daß es für mich zwar eine unglaubliche Neuigkeit war,aber es brach keine Welt zusammen.

Meine Eltern hatten sich überlegt,daß eine Kinderseele so ungeheuer verwundtbar ist,dass man sie mit allen Mitteln schützen muß. Ich glaube meinen Eltern diese Absicht und unterstelle ihnen nicht,dass sie mich aus Angst nicht informiert haben. Meine Mutter versuchte nach dieser Eröffnung mich für die Suche nach meiner leiblichen Mutter zu interessieren und bot mir immer wieder ihre Unterstützung an.Das,was sie selber über diese Frau wußte,hat sie mir erzählt und zugleich versucht,Verständnis für die Beweggründe dieser Frau bei mir zu wecken.Das hat zumindest dazu geführt, daß ich meine leibliche Mutter nicht verachte ,allerdings ist bei mir bis heute nicht der Wunsch eines Kennenlernens entstanden.Ich habe eine Mutter und brauche keine zweite.

Was mir allerdings wirklich am Herzen liegt, ist meiner leiblichen Mutter zu sagen,daß ihre Entscheidung für mich auf ganzer Linie in Ordnung war und sollten Schuldgefühle ihrerseits vorhanden sein, so würde ich sie ihr gerne nehmen. Im märz 2002 ist nun auch meine Mutter gestorben und nun gibt es nur noch meine eigene kleine Familie,mit meinem mann und meiner 10 jährigen Tochter.

Ich glaube nicht, dass meine leibliche Tochter anders geliebt wird, als ich von meinen Adoptiveltern. Liebe ist nicht messbar!

Verwunderlich an meiner Geschichte finde ich im nachhinein nur,dass es alle Menschen in meiner Umgebung gewußt haben, und es hat mich nie jemand darauf angesprochen oder es ist irgendwas durchgesickert. Möglicherweise liegt es daran, dass ich wirklich und völlig selbstverständlich in diese Familie integriert war. Abschließend kann ich nur voller Überzeugung sagen, das Leben mit meinen Eltern war schön und sie haben mich so " hingekriegt ",dass ich es auch ohne sie prima hinkriege!

Gruß, Frauke

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