Ritschi´s Geschichte

Ich (Jahrgang 1959)weiß seit meinem 8. Lebensjahr das ich adoptiert bin.

 

Ich wuchs zwar etwas einsam ohne Geschwister, aber doch sehr glücklich bei meinen Adoptiveltern auf. Ich hatte eigentlich nie Interesse nach meiner leiblichen Mutter zu suchen,obwohl ich Ihre Daten: Name, Geb.Ort und Geb. Datum hatte. Voriges Jahr im Sommer wuchs jedoch mein Verlangen meine Mutter zu finden, bzw. Geschwister oder Verwandte zu finden immer mehr. Eine österr.-weite Meldesuche verlief negativ . Als ich dann nachts träumte daß sich eine fremde Frau bei mir als Schwester vorstellte und mir dies mit Ihrer Geburtsurkunde bewies, wollte ich es nun genau wißen. Am 24.10.2007 nahm ich Einblick in das Taufbuch in der Pfarre Mehrnbach (Oberösterreich), dort wo meine Mutter das Licht der Welt erblickte. Da stellte ich fest daß ich noch vier ältere Geschwister od. zumindest Halbgeschwister haben sollte. Doris, geb. 2.12.1955 und Deborah Lee geb. 11.11.1957. Die zwei älteren Geschwister wurden als 1. Kind und 2. Kind eingetragen.Ich wurde als 5. Kind geführt,auch über meine Adoption war ein Eintrag vorhanden, deshalb dachte ich als einziges Kind zur Adoption gekommen zu sein.  Weiters stellte ich fest,daß meine Mutter 1964 in Kufstein einen Amerikaner, einen pens. Feldwebel der US-Army geheiratet hatte. Ich fand auch noch die Daten von 2 Halbschwestern meiner Mutter,sowie 3 Ziehgeschwistern .Ich stellte auch fest daß meine Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die jedoch nach 6 Wochen verstorben war.

Meine Großmutter soll 1943 von den Nazis ermordet worden sein. Ich war sehr überrascht ob der neuen Tatsachen. Auch meine Frau und meine Adoptivmuter waren überrascht. Meiner Adoptivmutter hatte ich von Beginn an eingeweiht, sie hatte mit der beginnenden Suche nach meiner Mutter und meinen Geschwistern keine Probleme,und freute sich immer mit mir,wenn es wieder einen Erfolg gab. Nächsten Tag rief ich beim Standesamt Kufstein (Tirol) an, und erfuhr daß meine Mutter noch 3 eheliche Kinder hatte,die jünger waren als ich, und daß die Familie 1967 in die USA ausgewandert sei. Die erste Person die ich kontaktierte war die Halbschwester meiner Mutter,die nur 25 km von mir entfernt lebt.

Ich rief Sie an und sie freute sich riesig daß sie einen Neffen hat,und sprach lange mit mir,und lud mich sofort ein sie in Braunau zu besuchen. Nächsten Tag besuchte ich Sie, sie war mir von Anfang sehr sympathisch, und zeigte auch das sie mich mochte. Sie zeigte mir das Foto einer weiteren Halbschwester meiner Mutter,und ich erkannte darin die nette Kellnerin eines Gasthauses in Braunau wo ich schon des öfteren Gast war, jedoch nie geahnt hatte,daß dies meine Tante sein sollte.Sie war jedoch 1995 verstorben. Ich lernte auch ihre Tochter, meine Cousine kennen sowie deren 2 Töchter, die alles sehr nette Leute sind. Meine Tante wußte nur etwas von einer Schwester , die Helene heißen soll, und in Salzburg aufgewachsen sein soll. Ich hoffte ein erstes Foto meiner Mutter zu sehen. Doch meine Tante und meine Mutter kamen auseinander als meine Mutter ca. 4 Jahre alt war, und sollten sich nie wieder sehen. Da kam meine Mutter zu ihrem Onkel,weil es dort keine Kinder gab. Doch kaum war sie dort,kamen 2 Kinder im gleichen Jahr zur Welt. Kurz darauf verstarb die Ziehmutter,die nächste Frau des Onkels verstarb auch nach kurzer Zeit.Als sie 13 war bekam sie die nächste Ziehmutter und noch eine Ziehschwester. Als sie 14 war kam sie zu einem Bauernhof zur Arbeit, dort mußte etwas vorgefallen sein(wahrsch. Vergewaltigung).Sie wollte zurück nach Hause, doch in der Zeit nach dem Krieg war man froh einen Esser weniger zu haben. So mußte sie wieder auf den Bauernhof zurück,wo sie wenig später abhaute. Ihre Spur führte dann nach Linz.

Dort kam auch 1953 mein ältester Halbbruder zur Welt, was ich erst später erfahren sollte.  Durch ein Telefongespräch mit der Ziehschwester meiner Mutter erfuhr ich daß meine Schwester Doris in Amerika lebt, und ebenso die Mutter gesucht hätte. Bei einem Treffen dort lernte ich eine entfernte Verwandte(Patricia) kennen,die mit Doris vor 13 Jahren Kontakt hatte, und ihr damals geholfen hatte, da sie kein Deutsch spricht. Doris hatte auch herausbekommen,daß es mich gibt und mich gesucht, jedoch nicht gefunden. Pat, erzählte mir,daß meine beiden Schwestern bei den gleichen Adoptiveltern in Kalifornien aufgewachsen sind, und wahrscheinlich in Kalifornien leben. "Sie fragte: Willst du mit Doris heute abend telefonieren?, und gab mir Tel.Nr. und Adresse aus ihren Unterlagen von damals.

Die Adresse und Telefon-Nummer stimmte natürlich nicht mehr. Aber über das Internet suchte u.kaufte ich die Tel.Nr. und am 2.11.07 rief ich bei der Nummer an. Ein Mann meldete sich, ich fragte ob es in der Familie eine Doris Ann gäbe,er bejahte,merkte daß ich der unbekannte Bruder seiner Frau sein könnte und holte sie mir ans Telefon. Die nachfolgende  Stunde die wir telefonierten, das ist einfach unbeschreiblich. Wir fragten uns gegenseitig über Kinder,und 100 andere Sachen. Doris hat eine Tochter mit 18 und Deborah eine Tochter(16) und einen Sohn(20) Ich fragte sie ob unsere Mutter lebt. Sie bejahte, sie hatte die Mutter gefunden, doch sie will keinen Kontakt zu den unehelichen Kindern haben. Doris hatte ein paar mal mit ihr telefoniert, und merkte dabei daß unsere Mutter keine rechte Freude mit den Anrufen hatte, und sie auch immer wieder belogen hatte, und ihr nichts von weiteren Geschwistern sagte. Ich war sehr glücklich die erste Schwester gefunden zu haben, doch auch entsetzt das es mit der Mutter keinen Kontakt geben sollte. Und mit Doris bin ich jede Woche per mail in Verbindung, und wir erzählen uns Episoden aus unserem früheren Leben.

Nächsten Tag mailte mir Doris die Adresse u. Tel.Nr. von Deborah, die ich eine Woche vor ihrem 50.Geburtstag anrufen konnte, und die sich auch sehr freute. Nachdem ich im Standesamt Salzburg den Geburteneintrag von Helene gefunden hatte,wußte ich das sie 1954 geboren war,in Tirol verheiratet war und 2005 in München geheiratet hatte.Auch die Zahl beim Standesamt war vermerkt. Ich gab eine Suche nach Ihr mit Geburtsnamen und Datum im Internet auf,und einen Tag später bekam ich per mail ihre Telefonnummer. Als ich sie anrief war die Freude groß,sie wußte nichts von meiner Existenz. Tage später besuchte ich Sie und ihren Mann in München.

Auch sie wußte nichts von einem älteren Halbgeschwister. Leider hält sie seither nur spärlich Kontakt zu mir, aber ich denke es wird irgendwann später einmal intensiver werden. Die Suche nach dem 1. Kind gestaltete sich schwierig. Ich schrieb per mail alle Standesämter in Oberösterreich und auch Salzburgs an,wo es ein Krankenhaus gab. Ich wußte nicht ob das Kind nach dem ich suchte ein Bub oder Mädchen sein sollte,aber ich schrieb es müßte mit Geburtsnamen Schoibl heißen, und die Mutter Schoibl F. heißen mit Geb. Datum ...., und es sollte zwischen 1950-53 geboren sein. Ich erhielt alle mails beantwortet,doch leider alle negagtiv. Dann bekam ich vom Jugendamt Salzburg ein Schreiben,auf dem alle Geschwister angeführt waren. Mein Halbbruder hieß Manfred und war am 4.12.1953 geboren. Am Standesamt Salzburg war die Suche negativ. In der Diözese Linz bekam ich per telefon. Anfrage die Auskunft wo mein Bruder getauft wurde, und es gäbe einen Geburtenbuch-Eintrag beim Standesamt Linz . Tage später durfte ich Einsicht nehmen beim Standesamt Linz,und stellte fest daß Manfred von einem US-Armykoch und seiner österr, Frau adoptiert wurde. Eine Meldesuche innerhalb Österreichs war negativ. Auch ein Bescheid überr die Adoption existierte nicht mehr.

Ich gab die Daten meiner Schwester Doris die in Amerika unermüdlich nach ihm suchte.Sein Adoptivvater stammte aus Seattle,Staat Washington. Doris schrieb unsere Geschichte in der Website von Oprah Winfrey und bekam 2 Tage später eine mail: In Carina,Kalifornien, soll es einen Mann mit diesem Namen geben,dessen Vater Koch der US-Army war und der eine österr. Frau hatte. Sie rief in an und nannte sein Geb.Datum und Geb.Ort,den Namen des Vaters und daß er Koch bei der Army war. Er bejahte, Doris sagte:" dann bist du mein Halbbruder,denn wir kamen alle zur Adoption" Manfred sagte: Nein,ich wurde nie adoptiert.  Es wurde ihm also nie gesagt,von seinen Adoptiveltern, die jetzt nicht mehr leben.

Doris schrieb ihm dann,und auch ich schrieb ihm und schrieb ihm die Nr. des Geburtenbucheintrages,den diesen hat man zeit seines Lebens in der Geburtsurkunde. Ich habe weiter recherchiert,und festgestellt daß er übersiedelt ist,aber die gleiche Tel.Nummer dort hat. Vielleicht hat Doris dort angerufen, und wir haben dann an die alte Adresse geschrieben,und er bekam unsere Briefe gar nicht. Ich werde ihn wohl noch einmal anrufen. Heuer Ende August ging unser Urlaub in die USA.Zusammen mit meiner Frau und unserer jüngeren Tochter (14) .Es war unser erster Flug überhaupt.Eine Woche zu meiner Schwester Debbie nach Berkeley/CA, und dann eine Woche nach Bozeman/Montana zu Doris und ihrer Familie. Es war ein Flug ins Ungewisse, denn ich fragte mich wie werden uns die Ehemänner und die Kinder der beiden aufnehmen?

Doch als wir in San Francisco abgeholt wurden,und wir eine viertelstunde im Auto saßen spürte ich schon, das alles passen würde. Es war einfach toll, und es gab so viel zu erzählen. Es war für mich der schönste Urlaub meines Lebens. Doris flog dann auch herunter nach Berkeley,sodaß wir 3 Geschwister für ein paar Tage zusammen sein konnten. Und es gab natürlich einen sehr tränenreichen Abschied von den Schwestern.Doch auch ihre Männer wurden zu meinen Freunden. Es ist einfach schön zu sehen,daß beide so ein harmonisches Familienleben und nette Kinder haben. 2010 wollen die beiden mit Ihren Familien auf Besuch zu uns nach Österreich kommen. Als wir bei Doris waren,beschloßen wir Kontakt mit den 3 jüngeren Halbgeschwistern (2 Schwestern,ein Bruder) noch heuer aufzunehmen. Voneinander unabhängig fanden wir Ende September die Adressen der 3 Geschwister. Ich durch eine Suche in einem Internet-Forum in Minneapolis, Doris durch eine Telefongesellschaft. Doris hat mit der ältesten Schwester Heidi schon ein paar mal telefoniert.Sie war Anfangs etwas geschockt über zusätzliche Geaschwister, und das Ihre Mutter sie belogen hatte  ich warte noch ein bißchen ab, damit die Gute nicht auf einmal mit zu vielen Neuigkeiten überflutet wird.

Sie ist verheiratet und hat 3 Kinder. Meinem Bruder Michael James der 2 Jahre jünger ist, habe ich vor 2 Wochen einen Brief geschrieben. Da mein english nicht soo gut ist, möchte ich den ersten Kontakt mit ihm per Brief beginnen. Das wichtigste hätte ich fast vergessen : Meiner Mutter hatte ich Ende Februar einen Brief geschrieben,und ihr mein bisheriges Leben geschildert, ihr geschrieben daß ich August meine beiden Schwestern besuchen werde,und ihr Fotos geschickt.Den Brief habe ich in Deutsch geschrieben, da ich dachte sie könnte noch halbwegs deutsch. Anfang April bekam ich Antwort. Ein paar Zeilen in einer Mischung aus schlechtem Deutsch und nicht allzu gutem Englisch.Sie schrieb wenn ich nach Amerika komme,solle ich sie auf keinen Fall besuchen. Sie schrieb es war das beste die Kinder zur Adoption zu geben,damit sie Vater und Mutter hätten. Und sie schickte mir ein paar Fotos von ihr und eines zusammen mit ihrem Mann, der schon seit 1979 verstorben ist.

Ein Foto wie sie jetzt aussieht,darum hatte ich sie gebeten, hat sie angeblich keines. Am Ende des Brief fragte sie mich: bist du verheirat und hast du Kinder? Sie hatte also von meinem Brief nicht viel verstanden. Ich schrieb Ihr in Englisch zurück.Stellte Ihr nochmals ein paar Fragen,machte ihr jedoch keine Vorwürfe.Und ich sagte ihr: Ich habe dich gefunden,und ich möchte auch mit meinen jüngeren Halb-Geschwistern in Kontakt treten,wenn sie keinen Kontakt zu mir wollen werde ich das akzeptieren, aber ich möchte es von Ihnen selbst hören.

Erzähle Ihnen von uns älteren Kindern. Den zweiten Brief hat sie mir nicht mehr beantwortet, im nächsten Brief sandte ich Fotos von uns 3 Geschwistern im Urlaub, auch darauf bekam ich keine Antwort. Ich werde Sie heuer zu Weihnachten anrufen -bisher hatte ich noch nicht den Mut dazu-  sollte Sie mir sagen, sie möchte keinen Kontakt zu mir haben,dann ist das für mich der letzte Kontakt zu Ihr, sollte Sie es sich anders überlegen,kann sie mich jederzeit kontaktieren, sie hat meine Adresse und Telefon-Nummer. Vielleicht ändert sich noch etwas,wenn meine jüngeren Halbgeschwister Kontakt zu mir haben wollen.

Die ganze Geschichte bzw. Suche hat mich viele schlaflose Nächte gekostet, und auch mein Leben verändert. Ich,das Einzelkind das gerne Geschwister gehabt hätte in der Kindheit, bekommt mit 49 Jahren gleich 7 Halbgeschwister, und eine Menge netter wirklicher  Verwandter.

mfg Ritschi

aon.912254456@aon.at