Eine weitere anonyme Geschichte

 

Hallo,

ich wurde vor 30 Jahren in Düsseldorf geboren und etwa drei Monate nach meiner Geburt zur Adoption frei gegeben.

Zunächst kam ich zu zwei wundervollen Menschen in Pflege, wie das ja vorgeschrieben ist. Diese Menschen, meine Eltern, konnten leider keine eigenen Kinder bekommen. Aus diesem Grund haben sie beschlossen, ein Kind anzunehmen. Nach Ablauf der sogenannten Probezeit wurde ich dann letztendlich adoptiert und wurde auch nach dem Gesetz das Kind meiner Eltern. Daß ich ein adoptiertes Kind bin, haben meine Eltern mir schon als kleines Kind erklärt. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Es wäre sicher schlimm gewesen, dies erst spät zu erfahren. Ich kann mir vorstellen, dass man sich schon betrogen und belogen fühlt. Meine Mutter war überfordert und konnte mich nicht ernähren, daher hat sie entschieden, dass ich es woanders besser haben soll.

Es macht mich immer sehr betroffen, wenn ich die Geschichten anderer lese, die offensichtlich keine oder nur geringe Bindungen zu ihren Adoptiveltern haben. Ich habe eine wundervolle Familie und Eltern, die mich über alles lieben. Vielleicht gerade weil ich ein absolutes Geschenk für die beiden war. Ich bin ein Einzelkind, wurde aber nie über die Maßen verwöhnt. Gern hätte ich noch Geschwister bekommen, aber dies war leider nicht möglich.

Meine Eltern haben mich sehr gefördert. Ich bin gebildet, habe eine gute Berufsausbildung und kann mein Geld sehr gut selbst verdienen. Sie sind bis heute immer für mich da und ich liebe sie sehr. Ich bin Ihnen auch dankbar, denn ich weiß, dass ich diese Chancen bei meiner sehr sehr jungen leiblichen Mutter nie gehabt hätte.

Ich habe bis heute nie das Bedürfnis gehabt, meine Mutter zu suchen. Sie hat ihr eigenes Leben, in welches ich vermutlich nicht hinein passe. Und ich habe Eltern, es fehlt mir also nichts! Ich weiß, dass mein Vater aus Sizilien kommt und das erklärt das Temperament, vermute ich :-) Meine Eltern würden mich bei der Suche unterstützen, aber ich habe in dieser Richtung nie Sehnsucht verspürt.

Allen zukünftigen Adoptiveltern möchte ich hiermit Mut machen: Adoption ist eine wundervolle Sache und man schenkt - oft- einem Kind ein neues und besseres Leben. Wenn man früh ehrlich zu seinem Kind ist und das Gespräch nie verweigert und die immer wieder aufkommenden Fragen aufgeschlossen beantwortet, dann entsteht eine sehr enge Verbindung. Meine Eltern haben nie schlecht oder wertend über meine leibliche Mutter gesprochen, was ich ihnen hoch anrechne.