Hannelores Geschichte

Das ist meine Geschichte, unscheinbar und doch irgend wie spannend.

 

Mein Name ist Hannelore Braun,aber das ist schon mein vierter Name, denn am Anfang hieß ich Hannelore Heckwolf und wurde am Pfingstasamstag, der8.o6. 1946 in einer hessischenKleinstadt geboren.
Meine leibliche Mutter hatte schon einen 2jährigen Sohn, was zu dieser Zeit ein großer Makel war, deshalb entschloss sie sich (schweren Herzens ?)mich zur Adoption frei zu geben. Über die Caritas kam ich nach Walldorf zu einer Familie,die Kinder an Adoptiveltern zu vermitteln versuchte. Diese Familie hatte selbst 4 Kinder und war der katholischen Kirche sehr verbunden.

Wie ich zu meinen "Eltern" kam, wurde mir immer wieder gern erzählt.

Am Heilig Abend 1946 suchte man für ein Krippenspiel in der katholischen Kirche ein Jesuskind, woraufhin man mich kurzerhand in einen männlichen Jesus umwandelte und mich in die Krippe legte.Ich scheine meinen ersten öffentlichen Auftritt sehr genossen zu haben, denn ich lag absolut brav in der Krippe und beeindruckte so meine "Tante Malchen", die Küsterin war und von dem vergeblichen Wunsch meiner "Eltern" nach einem Kind wußte.

Etwas unkomplizierter als heute scheint es damals zugegangen zu sein. Als meine Eltern mich in Augenschein genommen hatten, beschlossen sie spontan mich an Kindes statt anzunehmen. Das Jugendamt war einverstanden und ich zog um.
Nach einem 8 tägigen Hungerstreik (könnte mir heute nicht mehr passieren) betrachtete ich mein neues Heim als meines und meine Eltern als die meinen.

Ich hatte eine schöne Kindheit, wie es zu dieser Zeit üblich war, natürlich nicht so verwöhnt wie die Kinder heute. Aber mir hat es an nichts gefehlt.Ich bin eigentlich ganz intelligent und machte Schule und Realschule mit "Links".
Meine Eltern hatten auch viel Verständnis für meine Leidenschaft für Bücher und haben mir immer zu neuen Büchern verholfen. Denke ich an Weihnachten, so sehe isch mich immer mit meinen neuen Büchern unter dem Tannenbaum liegen und begierig lesen.
Ich weiß nicht, wie viel ich in diesem Betrag noch schreiben darf, aber ich merke wie schön es ist,mal über all das zu schreiben.
Nach Schule und Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich geheiratet, wurde später zur Witwe und habe noch einmal geheiratet. Ich habe drei Kinder, 2 Buben und ein Mädchen.

Weil meine Eltern mir ein Haus hinterlassen haben,mir eine behütete Kindheit ermöglicht haben und wirklich alles für mich getan haben, was viele nicht einmal für ihre eigenen Kinder tun, konnte ich ein weitgehenst sorgenfreies Leben führen. Sie sind beide schon tot und ich weiss, daß ich ihnen viel zu wenig gedankt habe, für das Leben, das zwar einfach war, aber voller Liebe und Fürsorge.

Etwas hat mich aber immer gequält. Ich wollte zu gerne wissen, wo meine Wurzeln sind, wie meine Mutter aussieht und was sie für ein Mensch ist, ob ich mich in ihr wiedererkennen kann. Es war leichter, als ich gedacht hatte, mit ihr Verbindung aufzunehmen. Vor etwas mehr als 1o Jahren arangierte mein Mann ein Treffen mit ihr (weil ich zu feige war).

An einem herrlichen sonnigen Tag holte sie mwein Mann in Frankfurt ab, wo sie wohnte und brachte sie nach Walldorf. Ich habe ihr so ähnlich gesehen,dass ich es fast nicht fassen konnte. Sie hatte große Angst, dass ich ihre damalige Situation nicht verstehen könnte, die zur Freigabe und zu meiner Adoption führten. Aber ich wußte mit meinen 45 Jahren doch, daß nicht immer alles so läuft, wie man es gerne hätte. Der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

Dieses erste Treffen, ein Beschnuppern, lief so harmonisch ab, daß wir beschlossen, uns regelmäßig zu sehen. Es hätte eine schöne Beziehung werden können, sollte aber nicht sein. Vier Wochen später fand man sie, vierundsechzig Jahre alt, morgens tot im Bett.

Ich habe noch 4 Geschwister, habe ich erfahren. Zwillinge, 2 Mädchen, jünger wie ich, ein Bruder, 2 Jahre älter und eine Schester, 8 Jahre jünger.

Die Zwillinge meinten, daß ich durch mein Treffen mit der Mutter mit an ihrem Tod schuld sei. Ein Treffen hat sich durch diese Einstellung natürlich erledigt.

Der Bruder ist ein etwas tumber Bauer vom Ort, der auf mich kaum reagiert hat. Meine jüngste Schwester Ilse hatte so viele persönliche Probleme,daß wir es nicht schafften, uns näher zu kommen.

Das ist meine Geschichte, unscheinbar und doch irgend wie spannend.

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