Antjes Geschichte

Meine Geschichte begann am 25. August 1968 in Potsdam, wo ich unter dem Namen Carmen Sabine Schmautz geboren wurde. Die Frau hat mir den Namen gegeben, aber das war bedeutungslos für sie, denn sie ließ mich einfach im Krankenhaus und ging alleine, ohne mich und heiratete am 1. November 1968. Ich kam ins Säuglingsheim in der Seestraße. Dort war ich dann die ersten neun Monate. Meine Eltern kamen zu Ostern und nahmen mich mit nach Frankfurt (O), wo ich auch aufgewachsen bin. Aus Carmen Sabine wurde Antje Carmen. Der Name gefällt mir viel besser. 1969 wurde die Adoptionsurkunde von meinen Eltern unterschrieben. Endlich waren sie eine Familie - Meine Vater ist durch seine Nierenkrankheit zeugungsunfähig, wie ich heute weis und meine Mutter hatte schon ein Kind auf die Welt gebracht. Es starb nach 5 Tagen -.

Bis zum 13. Lebensjahr war alles ok in meinem Leben. Meine Vater erkrankte und muß seit dem drei mal in der Woche an die Dialyse. Meine Mutter fing an zu trinken (heut nicht mehr). Das Leben der beiden drehte sich um die Krankheit bei meinem Vater und um Alkohol bei meiner Mutter. Ich hatte die wichtigste Bezugsperson, meinen Vater, verloren. Irgendwie verlor ich die Orientierung. Ich begann mit 14 zu trinken. Das Verhältnis zu meiner Mutter wurde immer schlimmer. Ich fing an sie zu hassen. (heut hab ich ein super gutes Verhältnis zu ihr). Mit 18 Jahren Selbstmordversuch. Mit 19 traf ich auf meine damalige Chefin. Sie half mir und ich hörte auf zu trinken - 1½ Jahre. Dann noch mal 5 Monate getrunken und seit dem nie wieder. Es sind nun schon 11½ Jahr und ich bin stolz auf mich.

1990 lernte ich den Vater meines Kindes kennen, den ich heiraten wollte. Da brauchten wir Papiere. In der DDR benötigte ich dafür nur eine Geburtsurkunde aus dem Buch der Ehe der Eltern (dort war ich unter gemeinsame Kinder eingetragen - dies konnten die Eltern selbst bestimmen - gemeinsames oder adoptier-tes Kind). Die "Westgesetze" waren beim Standesamt in Kraft getreten und wir benötigten zu der Geburts- auch eine Abstammungsurkunde. Ich sprach meine Mutter am Telefon darauf an. Sie sagte: sie müsse unbedingt mit mir reden. Wieso dachte ich? Sie wollte es mir nur persönlich sagen. Ein hin und her am Telefon, bis ich sie fragte: Dann seit ihr nicht meine Eltern und habt mich adoptiert?. Stille am anderen Ende und dann ein klares JA. Seitdem weis ich das ich adoptiert wurde, da war ich 21 Jahre. Ich war richtig sauer, dass ich es so erfahren hab. Eigentlich sollte ich es nie von ihnen erfahren. Erst nach ihren Tod, wenn ich die Adoptionsurkunde gefunden hätte und niemanden mehr hätte fragen können. Im Nachhinein war es ein guter Zeitpunkt es zu erfahren, ich war alt genug, früher hätte es nicht sein dürfen.

Heiraten wollte ich nicht mehr. Ich wollte nur noch wissen, wer hat mich auf die Welt gebracht und warum sie mich nicht wollte. Die Suche begann. Ich hatte viel Glück. Der Mann vom Amt in Potsdam hatte schon meine Geburt und die Adoption eingetragen und hat mir weiter geholfen. Ich hatte die Adresse bin hin und hab geklingelt. Ich wußte wer vor mir stand. Sie sah mir ähnlich. Ich fragte irgendeinen Mist und ging wieder. Nachmittag bin ich wieder hin. Da stand sie wieder. Mein Freund mußte ihr an Hand der Papiere beweisen, dass sie die Frau ist, die mich geboren hat. Mein ersten eigener Film wurde gedreht und ich war die Hauptdarstellerin. Ich war ihr Baby oder Sabine und sie wollte nichts weiter von mir wissen, nur was ich für ein Verhältnis zu meinen Adoptiveltern habe (dieses Wort kannte ich bis dahin nicht). Die Antwort hat ihr nicht gefallen und sie blieb für einen Augenblick ganz stumm. Adoptiveltern, dieses Wort mag ich heut noch nicht, denn es sind meine Eltern und das für immer, denn sie wollten mich. Von der Frau erfuhr ich, dass sie noch 4 weitere Kinder auf die Welt gebracht hat. Wolfgang 1962 (kenne ich - Vaterschaft laut Gerichtsurteil aberkannt) - mit 5 zur der Oma gekommen, Klaus-Peter 1965 - mit 3 zur Adoption freigegeben - Vater bekannt), ich 1968 - Vater unbekannt, Thomas 1969 (kenne ich nicht - Vater bekannt) und Manuela 1971 (kenne ich - Vater bekannt) - mal bei der Frau gewesen und mal im Heim.

So richtig weis ich gar nicht mehr wie das so war bei der Frau. Richtige Filme kann man sich immer wieder ansehen, aber meinen Film kann ich nicht noch einmal sehen. Ich denke ich war viel zu aufgeregt, obwohl ich dachte ich sei ganz ruhig gewesen. Später besuchte ich Wolfgang. Mit ihm konnte ich reden, denn er wußte von mir. Hab heut heute 2 x im Jahr Kontakt. Er sagt immer Schwesterchen, aber ich kann mit dem Wort nichts anfangen, denn ich bin alleine aufgewachsen. Zu Manuela hab ich heut keinen Kontakt mehr, wir sind zu verschieden. Zu der Frau hab ich auch keinen Kontakt mehr.

Den Erzeuger wird ich nicht mehr fragen können, der soll schon unter der Erde sein. Ich hab mein Leben gemeistert und das ohne die Hilfe dieser Frau.

Gut ist, dass ich diese Seite im Netz gefunden hab, so kann ich mich endlich jemanden mitteilen.