Lilos Geschichte

Offene Adoption

 

Als ich damals meine Schwangerschaft feststellte war eigentlich mein erster Gedanke: Abtreibung, doch ich hatte angst davor und auch nicht das nötige Geld. Jedenfalls wollte ich in meiner Situation alleine sein - für mich gab es auf einmal zwei Welten: die mit dem Baby im Bauch und dann alles andere.

Letztendes zögerte ich meine Überlegungen soweit hinaus, dass es für eine Abtreibung sowieso zu spät gewesen wäre. Das Baby mußte also zur Welt kommen, aber was dannach, wie sollte alles weitergehen, ich zerbrach mir wochenlang den Kopf darüber nach Lösungen zu suchen. Eines stand für mich fest: ich habe bereits 2 Kinder mit 13 und 11, nochmals alleinerziehend von vorne zu beginnen war für für mich nicht denkbar, vorallem wo ich einen guten Job hatte und ich es auch soweit wieder finanziell geschafft hatt eauf gleich zu kommen, dazu kam auch noch der Tod meiner eigenen Mutter im Dezember, den ich noch immer nicht überwunden hatte. Bis zu der Zeit hatte ich niemanden mit dem ich über meine Schwangerschaft reden wollte oder konnte. Nachdem ich erkannte, dass ich diese Situation für mich nicht alleine zu bewältigen war wandte ich mich an unser zuständiges Jugendamt.

Dort redetet ich das erste mal offen über meine Situation und die dortige Sozialarbeiterin war sehr verständnisvoll. Wir besprachen auch die einzelnen Möglichkeiten die es gäbe, auch über Pflegeeltern und Adoption. Wir vereinbarten einen neuen Termin damit ich das ganze nochmals überdenken konnte. Wwährend dieser Zeit vertraute ich mich auch einer Freundin an und sprach mit ihr darüber, sie zweifelte an meiner Entscheidung, aber ich ließ mich davon nicht irritieren (sie meinte ich soll das Baby gar nicht erst ansehen, oder wissen wo es ist) denn eines stand eines für mich fest:

Mein Baby soll nicht irgendwo aufwachsen, ich möchte weiterhin Kontakt mit meinem Kind haben, aber ich möchte es nicht regelmäßig nach Vereinbarung aus der gewohnten Umgebung herausreißen, vor allem wollte ich auch guten Kontakt mit den Eltern, die mein Kind großziehen, gelegentliche Telefonate, Photos und Besuche und dann hatte ich da noch einen Gedanken: warum sollte die Frau, welche mein Kind nach der Geburt haben wird nicht von Anfang an Kontakt mit dem kind haben - also schon bei der Geburt dabei sein mit diesen Überlegungen ging ich dann zu dem vereinbarten Termin um es mit meiner zuständigen Sozialarbeiterin zu besprechen. Wir redeten dann ausführlich über offene Adoption, aber wieweit sowas machbar ist stand zu dem Zeitpunkt noch offen. Ein paar Tage später erhielt ich einen Anruf von einer weiteren Sozialarbeiterin aus einem anderen Bezirk.

Wir vereinbarten ein Treffen bei mir zuhause, denn in der 35. Schwangerschaftswoche noch zuweite Fahrten traute ich mir nicht zu. Es gab dann letztendes 3 Möglichkeiten:

Ein Ehepaar das nach langen med. Untersuchungen keine eigenene Kinder bekommen könnte, eine Akademikerfamilie und eine weitere Adoptivmutter. Ich entschied mich für ein Ttreffen mit dem erstgenannten Ehepaar. Soweit waren die beiden vorbereitet: es ist keine endgültige Entscheidung, sondern vorerst die Rede von Pflegeeltern mit eventueller Adoption und meiner noch offenen Entscheidung. Bei dem ersten Treffen mit dem Ehepaar hatte ich ein sehr gutes Gefühl und entschied mich dafür das ganze. War dann schon 3 wochen vor dem errechneten geburtstermin (09.08.19999). In der zeit unterstützten mich die beiden ganz großartig, sie besuchten mich, wir machten einen gemeinsamen Spaziergang und redetet sehr offen über alles. Ja und im Mittelpunkt stand das Baby, ich wußte damals lt. Ultraschall, dass es ein Junge werden sollte, wir entschieden uns auch gemeinsam für den Namen:

Julian soweit war alles vorbereitet: bei den künftigen Eltern alles was ein Baby braucht und auch ich - das Wissen mit meiner Entscheidung das Idealste für uns alle getroffen zu haben und am 08.08.1999. war es dann soweit: Um 8.30 Uhr Blasensprung. Ich rief die künftigen Adoptiveltern an und in einer guten Fahrstunde waren die beiden da. Wir fuhren gemeinsam ins Krankenhaus, nun hatte ich noch ein Problem zu bewältigen, mein Sohn war für diesen Tag noch nicht versorgt, der künftige Adoptivvater reagierte dann ganz großartig: Er verbrachte den Nachmittag mit ihm, denn am Abend sollte er ins ljh gebracht werden, um am nächsten Tag für einige Tage wegzufahren. Meine tochter war zu der Zeit mit ihrer ehemaligen Schulfreundin und deren Eltern auf Urlaub.

Die beiden wußten nichts von einem Baby. Auch meiner Umgebung verbarg ich meine schwangerschaft geschickt mit Kleidung (da ich von grundauf immer etwas molliger war und ziemlich groß) - es gab zwar Fragen in der Umgebung, aber ich redete mich auf das Essen aus. Die künftige Adoptivmutter begleitetet mich dann sehr aufopferungsvoll während der Zeit bis zur Geburt, es hat mir sehr gut getan, dass ich nicht alleine war im Entbindungszimmer. Wir hatten soviel miteinander zu reden, dass ich die Schmerzen recht gut ertragen konnte, um 15.10 Uhr war es dann endlich soweit:

Julian erblickte das Licht der Welt. Auch während der Geburt war sie bei mir und Julian - es war für uns ein einmaliges Erlebnis! Als sie dann Julian badete und anschließend mit ihm zu mir ins Zimmer kam fühlte ich mich irgendwie glücklich, der erste Teil der Trennung war überwunden. Ich sehe sie seither eigentlich eher wie eine Schwester, nicht wie jemanden dem ich mein Kind anvertraut habe. Nach der Geburt kam dann noch ein Zweifel in mir auf, ob es doch die richtige Entscheidung wäre. Mein Kind nicht mehr anzusehen - eine schlaflose Nacht folgte, am nächsten Tag sprach ich dann mit der zuständigen Sozialarbeiterin des Krankenhauses - ich entschied mich doch Julian zu sehen. Jetzt war auch noch alles rechtliche zu klären, die Geburtsurkunde, Verzichtserklärung, wo ist das Kind mitversichert, vor allem war alles auf beidseitiges Vertrauen aufgebaut - wie weit kann man sich auf Versprechungen verlassen? Ich glaube in der Zeit hatten wir alle ein wenig Zweifel, dass alles so abläuft wie wir es uns vorgestellt hatten. Als ich dienstags vom Krankenhaus entlassen wurde, begleiteten mich beide noch nach Hause, holten auch die für mich noch nötigen Medikamente aus der Apotheke, riefen mich an wie es mir ginge und sagten mir auch dass es Julian gut geht, der zu der Zeit noch im Krankenhaus blieb, bis alles formelle erledigt war. Zuhause rief ich dann eine Freundin an, die von dem ganzen nichts wußte, ich brauchte Ablenkung und wollte nicht alleine sein, einfach über irgendwas reden, danach war es mir und dann stand für mich noch eine Frage offen:

Ob es richtig sei, dass ich meinen beiden Kindern und dem Kindesvater nichts davon gesagt habe, nach gründlichster Überlegung redetet ich dann am Dienstagabend mit meiner Tocher darüber, ich habe mit ihr sehr offen über alles gesprochen - den Verdacht hatte sie schon, dass ich ein baby erwartet habe und nicht Ernährungsprobleme. Ich rief daraufhin auch den Kindesvater an und sagte ihm, dass ich am Sonntag mein Baby bekommen habe. Am Donnerstag erledigten wir dann gemeinsam den ersten Teil der Amtswege und besuchten Julian - endlich konnte auch meine Tochter ihren Bruder in den Armen halten - naja lieber wärs ihr gewesen, wenn er mit uns nachhause gegangen wäre, aber meine Entscheidung stand fest und sie akzeptieret es. Den Donnerstag haben wir gemeinsam verbracht, die künftigen Adoptiveltern, meine Tochter und ich - es tat gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. Am Freitagmorgen fuhr ich dann gemeinsam mit dem Kindesvater ins Krankenhaus, auch er hat Julian gesehen und weiß seither, dass er einen Sohn hat - warum ich nicht früher mit ihm darüber geredet habe, darauf weiß ich leider keine Antwort, dazu muß ich auch noch sagen, dass er auch diesbezüglich ganz super reagiert hat - er möchte gerne Photos von Julian haben, aber in wieweit er Kontakt haben möchte, steht noch offen. Am freitag, dem 13.09.1999 durfte dann Julian auch das Krankenhaus verlassen - wir trafen uns im Kinderzimmer und ich verabschiedete mich von meinem Baby - dabei hatte ich ein gutes Gefühl, ich wußte dass es ihm gut gehen würde und hatte auch eine sehr gute Beziehung zu den künftigen Adoptiveltern gefunden. Was für mich einmalig ist, war die großartige Unterstützung der Beiden - ohne ihre Hilfe wäre ich wahrscheinlich an meiner Entscheidung gescheitert. Auch war es eine großartige Unterstützung seitens des Jugendamtes, denn letztendes war es dadurch nur möglich gewesen diesen Weg zu gehen. Auch meiner Freundin bin ich sehr dankbar für ihre Hhilfe - seelisch sowie körperlich. Dem Krankenhauspersonal muß ich diesbezüglich auch noch einen besonderen Dank aussprechen, wo ich körperliche sowie seelische Unterstützung bekam - vorallem der dort zuständigen Psychologin. Bei Frau Maria Ratz und Friederike möchte mich auch noch herzlichst bedanken, es half mir sehr mit jemandem offen darüber sprechen zu können! Es tut gut zu wissen, dass es dafür soviel Verständnis gibt! Ja und jetzt hat Julian ca. eineinhalb Autostunden von mir entfernt, ein liebevolles Zuhause gefunden, ich weiß wo er ist, bekomme bald die ersten Photos und bin telefonisch in Kontakt. Demnächst werden meine beiden Kinder und ich Julian besuchen fahren und darauf freuen wir uns alle schon sehr!

Lilo

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